Ein denkwürdiger Geburtstag – Gilad Shalit wird heute 25.

 
Rede anlässlich der Kundgebung vom 28.08. 2011 (es gitl das gesprochene Wort)
Ich möchte Sie im Namen der Pro-Israel-Initiative „Neveragain“ hier auf der Siegplatte herzlich willkommen kommen heißen.
Wir sind hier, um einen in vielerlei Hinsicht denkwürdigen Geburtstag zu feiern.
Das Geburtstagskind Gilad Shalit ist u.a. Ehrenbürger von Paris, Rom, Miami und New Orleans.
Er ist  wohl der weltweit bekannteste Gefangene im nahöstlichen Raum. Sein Aufenthaltsort ist der Gazastreifen, in den er 2006 von militanten Palästinensern entführt wurde.
Dort befindet er sich seitdem in Geiselhaft der Hamas.
Diese versucht das Schicksal Shalits  zu missbrauchen um den jüdischen Staat zu erpressen.
Gestern weckte ein Artikel in der Siegener Zeitung mein Interesse.
Die Überschrift lautet: „Mit 18 stehen alle Wege offen.
Der Artikel thematisiert die Bedeutung dessen, schon als Teenager  eine Vision für sein Leben zu entwickeln und diese ausreifen zu lassen und schließlich konsequent zu verfolgen.

Auch für Gilad Shalit stand die Welt  offen. Doch dies änderte sich für den damals 19jährigen Teenager plötzlich auf dramatische Weite.
Er hatte das Pech  am 25 Juni  2006 zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, und vor allem anderen ist es  ihm zum  Verhängnis geworden, dass er Jude ist. Denn ob Jude oder Israel als jüdischer Staat … beide, der Jude und Israel als  „Jude unter den Staaten“ können sich des Hasses der umliegenden Regionen ( und nicht nur derer) sicher sein.

„Mit 18 stehen alle Wege offen“ – doch nicht für Gilad, der seinen  6. Geburtstag in Folge in Geiselhaft der Hamas verbringt.

„Mit 18 stehen alle Wege offen“ - Party machen ,an der beruflichen Zukunft zu arbeiten,
einen Lebenspartner suchen und finden, erst einmal nach dem Militärdienst ein fremdes Land erkunden, sowie es nicht wenige junge Israelis machen, Erfahrungen sammeln und einfach leben“  – das alles ist für Gilad nicht möglich.
Ein denkwürdiger Geburtstag.

Ob  die Eltern von Gilad, Aviva und Noam Shalit wohl auch heute, am 25. Geburtstag ihres Sohnes wieder  in ihrem  weißen Zelt in Jerusalem – direkt vor dem Amtssitz des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu sitzen werden, dem Zelt, das zum Ort ihrer Dauermahnwache geworden ist ?
Dort sieht man auch einen weißen leerer Plastikstuhl. Der Platz ist freigehalten für den Menschen, um den sie seit nunmehr 1890 Tagen tapfer kämpfen – ihren Sohn Gilad
Ein denkwürdiger Geburtstag.

Ein denkwürdiger Tag , an dem wir uns heute auf der kleinen Siegplatte im nordrheinwestfälischen Siegen eins wissen, eins mit Tausenden und Zigtausenden Gleichgesinnter, die in Israel und an anderen Orten, für Gilad Shalit auf die Straße gegangen sind, Kampanien gestartet haben und bis heute die Hoffnung nicht aufgeben,  dass er befreit wird. An manchen dieser Kundgebungen (u.a. in Brüssel, Amsterdam und Frankfurt) haben wir als Initiative teilgenommen und etliche Aktionen und Petitionen aktiv mitgetragen. 

Für uns als Initiative ist die heutige Kundgebung mehr als irgendein Event. Das Schicksal von Gilad beschäftigt uns vielmehr seit nunmehr 5 Jahren intensiv. Und doch ist es was besonderes heute, es ist sein 25ster Geburtstag und die erste öffentliche Kundgebung für Gilad Shalit in Siegen…eben ein denkwürdiger Tag.
Denkwürdig, denn ausgerechnet fällt Gilads Geburtstag heute mit dem Israelsonntag des evangelischen Kirchenjahres zusammen. Allerdings legte sich ein finsterer Schatten auf den diesjährigen evangelischen Israelsonntag, als vor ein paar Tagen eine Veröffentlichung eines evangelischen Theologen namens Jochen Vollmer im „Pfarrerblatt“ viel Staub aufwirbelte.

Der besagte Beitrag des Theologen wurde daraufhin völlig zu Recht von den Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit öffentlich als „juden- und israelfeindlich“  gebrandmarkt,  und der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider wurde aufgefordert klar zu diesem Pamphlet, das zudem peinliche Fehler enthielt, Stellung zu beziehen.
Doch der scheint bislang  noch eine klare Stellungnahme  abzulehnen bzw. nicht für nötig zu befinden.   
In diesem ideologischen Dunstkreis nun und unter dem Eindruck eines offenem israelfeindlichen Machwerks des evangelischen Geistlichen und der fast schon chronischen Verweigerung der Kirchenleitung, gegen den Anti-Israelismus in den eigenen frommen Reihen  ein klares Bekenntnis zu führen -  in dieser Atmosphäre der in Kauf genommenen oder gar gewollten Unklarheit  wurde heute landauf, landab in den Kirchen der Israelsonntag begangen.


Eben ein denkwürdiger 28. August 2011  … und  ein denkwürdiger Geburtstag. „Gilad wird 25“

Ein denkwürdiger Geburtstag auch darum, weil gerade dieser Tage sich die antisemitischen Parolen auf den Straßen Teherans und andernorts (z.B. in London)  aus Anlass des  sogenannten weltweiten Al Quds – Tages ergießen und der iranische Präsident Achmadinejad in diesem Kontext einmal mehr aktuell seine Entschlossenheit bekundet hat, Israel auszulöschen.  
Der Al-Quds-Tag wurde im Iran von Khomeini ins Leben gerufen und dient bis heute vornehmlich der Hetze gegen Israel. Dieses Jahr fällt er fast mit dem Geburtstag von Gilad zusammen. 
Der Iran spielt ja eine wichtige - wenn auch unrühmliche -  Rolle  in Hinblick auf diejenigen, die Gilad immer noch gefangen halten, denn der „islamische Gottesstaat“ ist einer der Hauptfinanziers des Terrors gegen Israel.  Er unterstützt  trotz  bestehender religiös-ideologischer Differenzen die Hamas,  eben die Terrororganisation, die im Gazastreifen die Herrschaft hat.

Verteilte Rollen: Im Iran schreit man „Tod Israel“, und die Helfershelfer im Gaza sorgen in zeitlicher Nähe zu Gilads  Geburtstag sozusagen für das „passende Feuerwerk“, indem sie den Süden Israels mit im  Iran gebastelten Grad-Raketen unter Beschuss nehmen.

Eigentlich wäre es ja aus Anlass des 25sten Geburtstag von Gilad sowohl wünschenswert als auch angemessen gewesen, dessen Schicksal und das seiner Familie  ohne weitere Bezugnahme auf den „ewigen Nahostkonflikt“ zu thematisieren. Allein die aus dem Gazastreifen gestarteten jüngsten Terrorakte gegen Israel verunmöglichen  ein solches Ansinnen. 

Es ist ein denkwürdiger Geburtstag, Gilads sechster in Gefangenschaft; denkwürdig, denn ein Jahr vor seiner Entführung hatte der damalige israelische Regierungschef Scharon anordnen lassen, den Gazastreifen zu räumen.  Ich war zu dieser Zeit in Israel und verfolgte über die dortigen Fernsehprogramme die Deportation von Israelis aus den von Juden bewohnten Ortschaften (u.a. Gush Katif). Diese Maßnahme der israelischen Regierung entwurzelte  seinerzeit zwar tausende von Israelis, brachte aber mitnichten  eine Verbesserung der Lage,  geschweige denn den erhofften Frieden. Vielmehr ist seit dieser Zeit der Süden Israels dem Bombenterror der Hamas und anderen dort ansässigen terroristischen Organisationen nahezu schutzlos ausgesetzt. Ich selbst möchte bezweifeln, ob es zur Entführung von Gilad Shalit und der Tötung zwei seiner Kameraden gekommen wäre, wenn Israel nicht dieses Wagnis eingegangen wäre, den Gazastreifen zu verlassen.    
Zudem ist  seitdem der Süden Israels dem dauernden Raketenterror aus dem Gazastreifen ausgesetzt. Verantwortlich dafür ist die Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, und die sieht ja in dem Juden an sich das Übel der Welt und  hat sich in ihrer Charta, der sog. „Charta der Hamas“  folgerichtig auch der Vernichtung Israels verschrieben.  Zudem leugnen sie den Holocaust und ähneln damit in diesem Punkt  wiederum dem iranischen Präsidenten Achmadinejad, der das vor 2 Tagen auch erst wieder medienwirksam behauptete.

Dieser Geburtstag sollte uns vergegenwärtigen,  dass es sich mit der Zauberformel „Land für Frieden“ nicht so simpel verhält, als wie das manche Meinungsmacher und Fürsprecher der „Palästinensischen Sache“ gerne hätten, besonders diejenigen, bei denen symptomatisch das Schweigen im Walde vorherrscht, wenn z.B. der syrische Machthaber Assad – wie jüngst geschehen- ein palästinensisches Flüchtlingslager unter Beschuss nehmen lässt, so dass gleich tausende Palästinenser von dort vertrieben werden bzw. fliehen müssen.
„Feine“  Fürsprecher sind das, die immer und meistens NUR dann das Schicksal der Palästinenser bejammern, wenn das gerade in ihre israelfeindliche Schublade reinpasst und sich in Hetze gegen den jüdischen Staat ummünzen lässt.

Die Formel „Land für Frieden“ wird in Hinblick auf  September stark vonseiten der EU, der USA und des sog. Nahostquartetts immer mehr zu einer gegen Israel gerichteten einseitigen Forderung,  zu einem Motto, das die netten Herrschaften, Politiker und Diplomaten  auf den Weichpolstern ihrer steuergeldfinanzierten Luxuskarossen  zwar rhetorisch ständig verfeinern und allenthalben klug vortragen können, das aber in seiner Konsequenz  – wie man auch am Schicksal Gilad Shalits und des südlichen Israels sehen kann – immer Israel ganz allein ausbaden muss. 
Durch deren Bekenntnis „ selbstverständlich auch zu den Sicherheitsinteressen Israels“ suggerieren diese politischen Globalplayer sie wüssten scheinbar,  wie man diesen  Sicherheitsinteressen auch im Konkreten Rechnung tragen könne - im Grunde machen sie aber nur leere Worte. Israel muss und wird sich selber schützen.

Und diejenigen, die Partner für den Frieden mit Israel sein wollen (PLO, Fatah-Partei), haben erst kürzlich gemeinsame Sache mit der Hamas gemacht. Die ist aber  dafür verantwortlich ist, dass Gilad Shalit sich auch nach 1890 Tagen immer noch in Geiselhaft befindet, 1890 Tage heute an seinem denkwürdigen Geburtstag.

Ebenfalls dieser Tage meldete sich der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu Wort und forderte in einem Schreiben an das Auswärtige Amt dazu auf, sich nicht an der UN-Rassismus-Konferenz „Durban III“ zu beteiligen. 
Auch der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, appellierte an  die Bundesregierung, dem (Zitat). "Festival der Judenfeindlichkeit" fernzubleiben. Während der ersten Konferenz 2001 waren die Straßen der südafrikanischen Stadt voller anti-israelischer Transparente gewesen. Hinzu kamen etwa Handzettel mit einem Hitlerbild und der Aufschrift: "Was, wenn ich gewonnen hätte? Das Gute wäre: Es gäbe kein Israel..."
Im Jahr 2009 nutzte dann der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad "Durban II" als Bühne für seine antisemitischen Tiraden

Es stellt sich die Frage, warum erst ein Jungpolitiker wie Mißfelder und ein prominenter Jude Appelle an die deutsche Regierung richten müssen, damit die etwas eigentlich Selbstverständliches tut, nämlich dieser antisemitischen Selbstinszenierung in Durban fernzubleiben.
Doch nichts ist momentan selbstverständlich: Ein Kirchenboss, der eigentlich ein klares Wort zu Israelfeindschaft in seiner Kirche sagen müsste, wozu ja der heutige Israelsonntag ein willkommener Anlass wäre oder eine Bundesregierung, die wieder bis zur letzten Minute überlegt, ob es möglich ist doch noch bei den Antisemiten in Durban mitzumachen – auch das ist  (leider) Teil bundesdeutscher Realität. Wirklich eine sonderbare Zeit und ein denkwürdiger Tag – Gilad wird 25.
Gilad hat Geburtstag, und wir wünschen Gilad und seiner Familie, dass er ungebrochen von den Jahren der Gefangenschaft seinen nächsten 26sten  Geburtstag  frei und gesund wieder in Erez Israel im Kreis seiner Familie verbringen wird.
Unsere Solidarität gilt der einzigen rechtstaatlichen Demokratie im Nahen Osten, dem jüdischen Staat Israel, dem Land, das sich seit seiner Gründung in einem Existenzkampf befindet, einen Kampf, den wir  hier glücklicherweise nicht mehr führen brauchen und auch hoffentlich nie wieder werden führen müssen.
Von uns braucht Israel keine  besserwisserischen Ratschläge, wohl aber unsere unverbrüchliche Solidarität.
Dafür stehen wir – für Israel und einen seiner Söhne.
Es lebe das jüdische Volk, Gott schütze Gilad Shalit.