Donnerstag, 8. September 2011

MATTHIAS KÜNTZEL - Das Dilemma der Wirklichkeitsverweigerer


Lässt sich Breiviks Attentat tatsächlich als "spiegelsymmetrische Entsprechung" zu 9/11 betrachten? Und warum wird ausgerechnet Henryk Broder dafür in Haftung genommen? Eine fällige Nachbetrachtung aus Anlass eines Jahrestags · Von Matthias Küntzel
Unmittelbar nach den Morden von Oslo und Utöya verbreitete sich das 1.500-seitige "Manifest" des Attentäters rund um die Welt – ein obskures Sammelsurium aus Fremdbeiträgen, Zitaten, widerspruchsvollen Bekenntnissen und Visionen. Die antimuslimischen Passagen dieser Erklärung kamen in der Öffentlichkeit ausführlich zur Sprache, ein anderer wichtiger Aspekt wurde jedoch übersehen: Die Hoffnungen, die der Mörder in die djihadistischen Bewegungen setzt und die ihn veranlassen, die "symbiotische Wechselbeziehung" zwischen seinem Kreuzrittertum und dem Djihadismus zu betonen.
"Machen wir uns nichts vor", ermahnt Anders Breivik die Leserinnen und Leser seines Papiers. "In unserem Kampf gegen das Establishment ist die Europäische Islamische Ummah unsere wirkungsvollste Waffe. Unser Ziel wird darin bestehen, diese Kraft zu manipulieren, in dem wir dazu beitragen, einzelne Muslime zu radikalisieren, … damit sie den Weg des Djihad verfrüht einschlagen." 
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