Sonntag, 11. September 2011

Leserbrief zu dem Artikel „In Siedlerhand - Nahost 10 Jahre nach ‚ Ground Zero' " (Sa. 10. September 2011, S.1 und 2)

Leserbrief zu dem Artikel „In Siedlerhand - Nahost 10 Jahre nach ‚ Ground Zero' " (Sa. 10. September 2011, S.1 und 2)
Pünktlich zum 10. Jahrestag des terroristischen Anschlags auf das World Trade Center, scheut sich der ehemalige Chefredakteur der Siegener Zeitung, Herr Winterhager, nicht, eine kurios einseitige Sicht auf die Wirklichkeit zu präsentieren, wie sie schon durch die Überschrift nicht deutlicher zutage treten kann.
Ausgangspunkt ist für ihn die Frage, was sich seit diesem historischen Ereignis von 2001 geändert habe. Dabei will er sich auf den „Nahen Osten" beschränken. Doch sind weder die momentanen Opfer des syrischen Machthabers Assad, noch die Christenverfolgung in Ägypten durch Islamisten, noch die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in den umliegenden arabischen Ländern für ihn einer Erwähnung wert. Vielmehr konzentriert er sich ganz auf Israel, um zu behaupten, das auszumachende Ergebnis sei „zutiefst ernüchternd". Die dortige Konfrontation „zwischen Israelis und Palästinensern" sei „die wohl wichtigste Brutstätte des islamistischen Terrors". Verantwortlich dafür wiederrum, so wird suggeriert, sind die Siedler, die angeblich die Politik Israels bestimmen, während die „Macht der jüdischen Lobby" in Amerika es der US-Regierung verunmögliche, „eine israelische Regierung zur Vernunft zu bringen".
Besserung gäbe es lediglich in der islamischen Welt, die sich „dem westlichen Freiheitsideal mehr zu öffnen" beginne. Letzteres werde allerdings „unterminiert". Von wem? Natürlich sind es die „israelischen Siedlern, die ihre Ansprüche" angeblich „auf das Alte Testament stützen". Die Gefährdungsquelle für die positiven Entwicklungen in Ägypten und anderenorts sind ausgemacht. Wo? Sie liegt lt. Winterhager selbstverständlich in Israel.
Ferner macht er noch die Siedler und die ultraorthodoxen Juden als Schuldige für die soziale Schieflage in Israel aus. Die Netanjahu -Regierung beschuldigt er, die „relativ guten Beziehungen zu Ägypten und zur Türkei" zu „zerstören" und „jeden Ausgleich mit den sich wandelnden Nachbarn [zu] torpedieren". Alle wollen diesen Ausgleich, nur Israel nicht. Das soll vermittelt werden.
Befänden sich solche Sätze nicht auf Seite 1 der Siegener Zeitung, würde man denken, sie stünden in irgendeinem israelfeindlichen Traktat.
Bezeichnenderweise gebraucht Herr Winterhager auch noch den durch die deutsche Vergangenheit nicht unbelasteten Begriff „Lebensraum" , um Israel auf die Anklagebank zu setzen und den jüdischen Staat (als sei dieser ein ‚Jude unter den Staaten') für alle Übel der Welt und -wenn auch nicht unmittelbar- auch für den 11. September 2001 verantwortlich erscheinen zu lassen.
Der Beifall derer, die schon immer gewusst haben, wie der Schuldige für die Probleme des Nahen Ostens und der Welt heißt , wird Herrn Winterhager sicher nicht versagt bleiben.
Aber um zur Ausgangsfrage zurückzukommen, welche Dinge seit dem 11. September 2001 denn in der Welt besser geworden seien, die Berichterstattungen und Kommentare zu Nahost seitens der Siegener Zeitung sind es ganz sicher nicht.
Kopie an interessierte Bürger und div. Verteiler